New book: "Auch eine Geschichte der Philosophie"

JÜRGEN HABERMAS - AUCH EINE GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE (Suhrkamp Verlag, 2019)

Das neue Buch von Jürgen Habermas ist auch eine Geschichte der Philosophie. Es gibt im Stil einer Genealogie darüber Auskunft, wie die heute dominanten Gestalten des westlichen nachmetaphysischen Denkens entstanden sind. Als Leitfaden dient ihm der Diskurs über Glauben und Wissen, der aus zwei starken achsenzeitlichen Traditionen im römischen Kaiserreich hervorgegangen ist. Habermas zeichnet nach, wie sich die Philosophie sukzessive aus ihrer Symbiose mit der Religion gelöst und säkularisiert hat. In systematischer Perspektive arbeitet er die entscheidenden Konflikte, Lernprozesse und Zäsuren heraus sowie die sie begleitenden Transformationen in Wissenschaft, Recht, Politik und Gesellschaft.
Das neue Buch von Jürgen Habermas ist aber nicht nur eine Geschichte der Philosophie. Es ist auch eine Reflexion über die Aufgabe einer Philosophie, die an der vernünftigen Freiheit kommunikativ vergesellschafteter Subjekte festhält: Sie soll darüber aufklären, "was unsere wachsenden wissenschaftlichen Kenntnisse von der Welt für uns bedeuten – für uns als Menschen, als moderne Zeitgenossen und als individuelle Personen".

BAND 1: DIE OKZIDENTALE KONSTELLATION VON GLAUBEN UND WISSEN [918 Seiten]

Vorwort [PDF]
Siglen

I. ZUR FRAGE EINER GENEALOGIE NACHMETAPHYSISCHEN DENKENS
1. Krisenszenarien und Verfallsgeschichten in philosophischen Großtheorien des 20. Jahrhunderts
2. Religion als eine "genwärtige" Gestalt des objektiven Geistes?
3. Der okzidentale Entwicklungspfad und der Universalitätsanspruch nachmetaphysischen Denkens
4. Gesellschaftstheoretische Grundannahmen und programmatische Ausblicke

II. DIE SAKRALE WURZELN DER ACHSENZEITLICHEN ÜBERLIEFERUNGEN
1. Kognitiver Durchbruch und Bewahrung des sakralen Kerns
2. Mythos und Ritus
3. Der Sinn des Sakralen
4. Der Weg zur achsenzeitlichen Transformation des religiösen Bewusstseins

III. EIN PROVISORISCHER VERGLEICH DER ACHSENZEITLICHEN WELTBILDER
1. Die Moralisierung des Heiligen und der Bruch mit dem mythischen Denken
2. Die Abkehr des jüdischen Monotheismus vom „Heidetum“
3. Buddhas Lehre und Praxis
4. Konfuzianismus und Taoismus
5. Von den griechischen "Naturphilosophie" zu Sokrates
6. Platos Ideenlehre – im Vergleich

ERSTE ZWISCHENBETRACHTUNG: DIE BEGRIFFLICHEN WEICHENSTELLUNGEN DER ACHSENZEIT

IV. DIE SYMBIOSE VON GLAUBEN UND WISSEN IM CHRISTLICHEN PLATONISMUS UND DIE ENTWICKLUNG DER RÖMISCH-KATHOLISCHEN KIRCHE
1. Das Urchristentum: Der verkündigende und der verkündigte Jesus
2. Die Begegnung von Christentum und Hellenismus in der gräkoromanischen Umgebung des Kaiserreichs
3. Plotin und Augustin: Die christliche Transformation des Platonismus
4. Die römisch-katholische Kirche – zwischen Heilsanstalt und weltlicher Macht

V. DAS CHRISTLIGE EUROPA: FORTSCHREITENDE DIFFERENZIERUNG ZWISCHEN SACERDOTIUM UND REGNUM, GLAUBEN UND WISSEN
1. Kirche, Gesellschaft und Staat im "christlichen Europa"
2. Die Herausforderungen des Aristoteles für die Theologie des 13. Jahrhunderts
3. Die Antworten des Thomas von Aquin
4. Die Ontologisierung der aristotelischen Ethik und der Umbau der praktischen Philosophie

VI. DIE VIA MODERNA: PHILOSOPHISCHE WEICHENSTELLUNGEN ZUR WISSENSCHAFTLICHEN, RELIGIÖSEN UND GESELLSCHAFTLICH-POLITISCHEN MODERNE
1. Einleitung eines Paradigmenwechsels: Duns Scotus
2. Wilhelm von Ockham: Das doppelte Gesicht der "nominalistischen Revolution"
3. Die funktionale Ausdifferenzierung von Recht und Politik und eine neue Form der gesellschaftlichen Integration
4. Eine funktionalistische Theorie der staatlichen Macht (Niccolò Machiavelli) und neue Legitimationsprobleme (Francisco de Vitoria)

BAND 2: VERNÜNFTIGE FREIHEIT. SPRUREN DES DISKURSES ÜBER GLAUBEN UND WISSEN [820 Seiten]

VII. DIE TRENNUNG VON GLAUBEN UND WISSEN: PROTESTANTISMUS UND SUBJEKTPHILOSOPHIE
1. Der Bruch Luthers mit der Tradition und der Gestaltwandel der Theologie
2. Theologische, gesellschaftliche und politische Weichenstellungen für das moderne Vernunftrecht
3. Der Kontext des Vernunftrechts: Gesellschaftsgeschichtliche Dynamik und Wissenschaftsentwicklung
4. Der Paradigmenwechsel zur Subjektphilosophie und das Folgeproblem der Begründung bindender Normen

ZWEITE ZWISCHENBETRACHTUNG: DIE ZÄSUR DER TRENNUNG VON GLAUBEN UND WISSEN

VIII. AN DER WEGSCHEIDE NACHMETAPHYSISCHEN DENKENS: HUME UND KANT
1. Humes Dekonstruktion des theologischen Erbes der praktischen Philosophie
2. Die anthropologische Erklärung der Phänomene von Recht und Moral
3. Kants Antwort auf Hume: Der praktische Sinn und der religionsphilosophische Hintergrund der transzendentalphilosophischen Wende
4. Die nachmetaphysische Rechtfertigung eines der Vernunft innewohnenden Interesses

IX. SPRACHLICHE VERKÖRPERUNG DER VERNUNFT: VOM SUBJEKTIVEN ZUM "OBJEKTIVEN" GEIST
1. Politische, wirtschaftliche, kulturelle und wissenschaftliche Anstöße zum Paradigmenwechsel
2. Motive zur linguistischen Wende bei Herder, Schleiermacher und Humboldt
3. Hegels Assimilation von Glauben an Wissen: Die Erneuerung metaphysischen Denkens nach Kant
4. Vernunft in der Geschichte: Autonomie versus Selbstbewegung des Begriffs

DRITTE ZWISCHENBETRACHTUNG: VOM OBKEKTIVEN GEIST ZUR KOMMUNIKATIVEN VERGESELLSCHAFTUNG ERKENNENDER UND HANDELNDER SUBJEKTE

X. DIE ZEITGENOSSENSCHAFT DER JUNGHEGELIANER UND DIE PROBLEME DES NACHMETAPHYSISCHEN DENKENS
1. Ludwig Feuerbachs anthropologische Wende: Zur Lebensform organisch verkörperter und kommunikativ vergesellschafteter Subjekte
2. Karl Marx zum Thema der geschichtlich situierten Freiheit produktiv tätiger und politisch handelnder Subjekte
3. Der religiöse Schriftsteller Sören Kierkegaard zur ethisch-existentiellen Freiheit des lebensgeschichtlich individuierten Einzelnen
4. Interpretationsprozesse zwischen Wahrheitsbezug und Handlungsbezug: Peirce als Initiator des Pragmatismus
5. Zum Modus der Verkörperung der Vernunft in Praktiken der Forschung und der Politik

Proskriptum

Dank
Namenregister
Gesamtinhaltsverzeichnis

 

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